DIE FANTASTISCHEN VIER – 27.01.2017, Köln, Lanxess Arena
Es war kein überraschend auffälliges Publikum, das sich vergangenen Freitagabend in der Lanxess-Arena in Köln einfand. Eltern, die ihren Zöglingen kindgerechte Hörschutzmaßnahmen verpassten, angegraute Pärchen in modeaffinen Textilien und gesittete, feierlaunige Nachwüchsler mit pelzberandeten Kapuzen. Ein Spatenstich durch den verbliebenen Mittelstand der Gesellschaft.
Als Vorakt wird der Schweizer Soul- & RnB-Sänger SEVEN vorstellig, der das ohnehin schon vorkarnevalistisch angewärmte Publikum schnell in Tanz- und Applauslaune versetzt. DIE FANTASTISCHEN VIER haben sich und ihrer Fangemeinde nie etwas vorgemacht. Nie wirklich street, nie gangster, aber real so weit es die Branche zulässt, plus dem ewig jugendlichen Charme namens Schalk. So beginnt auch das letzte Konzert der VIER & JETZT Tour mit einer augenzwinkernden Reminiszenz an die frühesten Karrierepunkte. Schmale Beleuchtung am Ende des Bühnenstegs, die Fantas und DJ Eskei 83, ein Medley aus Hits wie „Was geht“, „Dicker Pulli“ und „Die da“ wird binnen weniger Minuten abgefeuert. Dann Konfettiregen. Saallicht an. „Danke Köln, das war’s!“ Ein kleiner kalkulierter wtf-Moment.
Nachdem der Großteil des Konfettis in der glänzenden Abwesenheit der Künstler vom Steg gefegt wurde, kommt die Show erst in der Gegenwart an. Der große Vorhang fällt und der zeitgemäße Bombast aus über hundert Bildschirmen, der als eine Projektionsfläche fungiert, lässt sämtliche Pupillen auf Stecknadelgröße schrumpfen. Willkommen 2017! Wer als Sitzplatzender der Annahme war, während des Konzerts gemütlich Beine übereinanderschlagend im Stuhl auf den vier Buchstaben zu wippen, wurde rasch eines Besseren belehrt. Von Ton 1 an, bis zum dritten und letzten Song der Zugabe, stand und tanzte nahezu das gesamte Publikum im Saal. Zwar wirkte es schon mehr frech als fresh mit gerade mal zwei neuen Stücken eine Tour zu bestreiten, doch tat dies dem Spaß und der Stimmung scheinbar kaum einen Abbruch.
Mit Stücken wie „MFG“, „Geboren“, „Einfach sein“, als auch den diversen Solostücken der Vier (Der Picknicker, Krieger, Smudo in Zukunft, uvm.) können die Fantas wohl noch einige Jahre ihr Publikum beschallen, ohne aus der Zeit gefallen oder innovationslos zu erscheinen. Die neuen Stücke „Endzeitstimmung“, welches ungewöhnlich rockig daherkommt, sowie das perfekt ins Oeuvre passende „Eines Tages“ weisen auf, wie aus den einstigen Vierkäsehochs aus dem Schwabenland eine breit aufgestellte Herrenbande wurde, die sich bereits alles rausnahm bevor sie alles durfte. Nach der troyseligen Zugabe schienen beide Seiten vollauf zufrieden mit dem Abend und dann, beim Verlassen der Arena, umwehte einen plötzlich hier und da der unverkennbar süß-harzige Duft der eigenen Jugend. Einstiegsdroge Fanta Vier!
Fotos: A. Heller
Text: M. Ruhrberg
Es gibt dieses Jahr noch reichlich Gelegenheiten die Vier Open Air anzusehen.
VIER & JETZT OPEN AIR TOUR
24.06.2017 Würzburg – Flugplatz Giebelstadt
30.06.2017 St. Goarshausen – Loreley
08.07.2017 Kempten – Musikarena
09.07.2017 Rastatt – Residenzschloss
10.07.2017 München – Tollwood Festival
21.07.2017 Tübingen – Carre Open Air
22.07.2017 Salem – Schloss Salem
23.07.2017 Weinheim – Waidsee
25.08.2017 Magdeburg – Domplatz
26.08.2017 Essen – Seaside Beach am Baldeney See
01.09.2017 Hemer – Open Air
02.09.2017 Aachen – Kurpark Classix
03.09.2017 Dresden – Junge Garde
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