HURRICANE FESTIVAL 2010, Scheeßel, Eichenring
Das Festivalprogramm startete dann auch ganz unmusikalisch mit dem Deutschland-Serbien-Spiel beim Public Viewing auf dem Camping Platz. Ein langweiliges und noch dazu verlorenes Fußballspiel, das alle Dosenbier-Freunde dennoch zur lauthalsen Einstimmung auf ein wildes Wochenende nutzten. Auf dem eigentlichen Festivalgelände ließ das erste Highlight BAND OF SKULLS auf der Red Stage die Vuvuzelas zum Glück wieder verstummen. Schwitzender Indie-Bluesrock, der schon anmuten ließ, dass der Sound im Zelt wieder wesentlich besser sein werde, als auf freiem Felde vor den großen Bühnen.
Davon zeugten um halb 2 Uhr nachts auch THE SPECIALS mit ihrem fast schon historischen UK-Ska. Wer im 6-Master-Zelt noch Platz fand, wurde auch stets mit delikaten Bands und intimer Clubathmosphäre belohnt. Die beiden Headliner des Freitagabends BEATSTEAKS und nebenan die selbstgefälligen und soliden MANDO DIAO, lockten da weitaus mehr Publikum. Dass die BEATSTEAKS zu Recht als eine der besten Livebands des Landes gelten, konnten sie dank ihrer obligatorischen Publikumsnähe mal wieder untermauern. Das HURRICANE war aus dem Häuschen!

Am Samstag gab’s die quietschfidelen TIMID TIGER und WE ARE SCIENTIST zum Frühstück, und um halb sechs zum Tee dann ELEMENT OF CRIME. Für Fans von süßem Schweden-Indie luden die SHOUT OUD LOUDS zum Tanz, bevor das Gitatrrengewitter von ENTER SHIKARI und später DANKO JONES einsetzte. So lautete der erste Tagesplan. Änderungen durchaus vorbehalten. Dort wo später am Tag TWO DOOR CINEMA CLUB für das Näschen der Booker sprachen, war BONAPARTE trotz und wegen ihres enormen Zuspruchs eher fehl am Platz. Aufgrund des großen Andrangs wurde die berüchtigte „Anti!Anti!-Zrkusshow mehrmals unterbrochen, weil die Leute vor dem Zelt zu heftig feierten und ihre „Mitmenschen in Bedrängnis“ brachten, wie es ein Ordner vor seinen Verbalentgleisungen noch freundlich ins Megaphon brüllte. Da hätte man lieber die Bühne mit den zeitgleich schleichenden THE XX tauschen sollen. Diese drei schummrigen UK-Zeitgenossen durften vor MASSIVE ATTACK die durchzechten Zuschauer in den Schlaf grooven.
Wer die zweite bzw. dritte Nacht nicht wieder bis in die Morgenstunden im Motor Booty Partyzelt (ehemals Titti Twister) feierte, hätte am Sonntagmorgen eigentlich um 12 Uhr bei den GOOD SHOES vor der Bühne stehen müssen. „Noch zehn Stunden bis zu den STROKES“ war dagegen die genervte Antwort derer, die das mit „Änderungen vorbehalten“ allzu locker angingen und so einige gute Bands verpassten. Oder aber eben Besseres zu Tun hatten als die zwanzigste Band in zwei Tagen zu gucken: Grillen, Trinken, im Camping Stuhl sitzen und Unsinn reden. Festivals sind ja immer auch ein Freizeitsport.

Die sonntagabendliche Entscheidung THE STROKES oder PRODIGY war schon vor der Abfahrt längst geklärt. Statt ollen Electro-Punk Songs lieber die nur minder ollen Indiehits der New Yorker Rock’n’Roll-Retter. Ohne neue Songs und ohne großartige Performance lallte Julian Casablancas anscheinend im Vollrausch nur Müll zusammen, hetzte seine geölten Stimmbänder aber so tight zu den scheppernden Gitarren, dass alles andere zumindest für diesen Abend egal schien. Als abschließende Belohnung für so ein kräftezerrendes, dreckiges und eindrucksvolles Wochenende konnten die STROKES allemal herhalten. Rock’n’Roll heißt eben Staub fressen. Same precedure as every year.
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